Tipps zur Zusammenarbeit mit RadiojournalistInnen
Wichtige Fragen
Gibt es einen aktuellen Anlass, den ich nutzen könnte, um auf die Arbeit meiner Institution hinzuweisen? (Internationaler Tag des xy, Feiertage, eine aktuelle Studie, ein neu erschienenes Buch, eine Info-Broschüre etc.)
Wie lässt sich mein Thema mit akustisch vermittelbaren Szenen verknüpfen? (Wichtig: die Regieführung übernimmt dann bei einer evt. Produktion ohnehin der/die JournalistIn, das muss man ihm/ihr nicht abnehmen. Aber um auf ein Thema Lust zu machen, kann es sinnvoll sein, schon in der Ankündigung „szenisch“ zu denken und zu formulieren – darauf sind Radioleute sehr sensibel.)
Gibt es einen „Erlebnis-Faktor“, den ich möglicherweise noch ins Spiel bringen könnte, eine Veranstaltung, eine Aktion oder ein sonstiges Happening etc.? Keine Angst vor Banalisierung des Themas – im Radio vorzukommen ist besser als verschwiegen zu werden, und aus einem gut verlaufenen Kontakt kann sich auch eine weitere Zusammenarbeit ergeben.
Die Presseaussendung
ist der gängige Begriff für das, was auch Medieninformation oder Medienaussendung heißen könnte, wenn man die elektronischen Medien mitdenken würde. Alle Medienleute sind an den Begriff Presseaussendung gewöhnt, aber diejenigen mit sprachlich höherem Anspruch nehmen sehr wohl wahr, ob sie in der Wortwahl mitbedacht werden. Informationen zur Gestaltung sind im Text von Hannes Schlosser nachzulesen. Ergänzen könnte man für Radioleute noch die Information, wer wann für ein Interview zur Verfügung steht. Ist die Künstlerin selbst anwesend? Spricht der Künstler deutsch? Wenn nicht, welche Sprache dann und ist jemand zum Übersetzen da? Ist möglicherweise noch ein/e andere/r (prominente/r) InterviewpartnerIn da?
Die Pressekonferenz (PK)
könnte analog zu oben auch Medienkonferenz oder Mediengespräch heißen. Im Text zum Thema Pressekonferenz sind Vorbereitung und Ablauf genau erklärt. Dazu ist zu beachten, wenn RadiojournalistInnen auch eingeladen sind:
- Das Mediengespräch sollte an einem möglichst ruhigen Ort stattfinden. Wenn es im Freien stattfinden muss, dann müssen Lärmquellen möglichst minimiert werden: nicht in einer Ladezone, wo LKW Krach machen (Achtung: am Vormittag ist die Situation oft ganz anders als sonst!), nicht neben Straßenbahnschienen, Kirchtürmen etc.
- Es sollte ein ruhiger Raum zur Verfügung stehen, in dem die RadiojournalistInnen im Anschluss an die PK noch in Ruhe ein Interview machen können. Die InterviewpartnerInnen sollten dafür auf jeden Fall auch die Zeit haben, noch da zu bleiben! Als Räume für Interviews eignen sich keine Foyers, Gaststuben etc., sondern nur Räume, deren Türen man schließen kann. Es sollte auch kein Lärm von Nebenräumen hereinkommen, keine Lüftung eingeschaltet sein, keine Musik laufen..... Am besten überzeugt man sich vor Ort selbst, denn nur allzu oft sind Leute der Meinung „in unserer Stube ist es eh ruhig“, auch wenn dem nicht so ist.
- Telefone sollten immer ausgeschaltet sein, ganz besonders aber dann, wenn Aufnahmen gemacht werden! (Gilt speziell auch für die Interviewsituation!) Es reicht nicht, auf „lautlos“ zu schalten. Das Handy muss „aus“ sein, oder weit weg vom Aufnahmegerät.
Keine Angst vor Radio-Interviews!
Bedeutung des Interviews im Radiojournalismus
Es gibt mehrerlei Gründe für RadiojournalistInnen, ein Interview zu führen:
- Beschaffen von Informationen (Gespräch wird nicht für Radiobeitrag verwendet)
- Beschaffen von Informationen und O-Tönen (Gespräch wird aufgenommen und Teile daraus werden im Originalton verwendet)
- Aufnehmen eines Interviews, das als solches auf Sendung geht (Frage-Antwort), aber vorher noch bearbeitet (geschnitten) wird
- Führen eines Live-Gesprächs im Studio, das so wie es geführt wird auf Sendung geht
Bei den Punkten 1-3 gilt: Man kann eigentlich nichts falsch machen! Es ist in beider Interesse, dass nur gute und verständliche Aussagen verwendet werden. Alles, was nicht gut gelingt fällt weg, es macht also nichts, wenn man sich verspricht, sich in einem Satz verheddert und kein Ende findet, oder wenn man ein inhaltliches Black-out hat. Am besten ist es in so einem Fall, von selbst aufzuhören und zu sagen, „Das mach ich noch einmal“, und den Gedanken neu zu formulieren. Das erleichtert auch das Schneiden sehr und man kann sicher gehen, dass die verunglückte Version nicht verwendet werden muss. Manchmal sagt man auch in der Aufregung Dinge, die man lieber nicht gesagt hätte, weil sie undiplomatisch sind oder irgendjemandem missfallen könnten.... Jede/r seriöse JournalistIn wird es respektieren, wenn gesagt wird, dass eine bestimmte Aussage nicht verwendet werden soll. Auch in dieser Hinsicht ist also nichts zu befürchten – wichtig ist, ein gutes und kooperatives Gesprächsklima herzustellen. Wenn Medienleute das Gefühl haben, sie sind unerwünscht, weil sie eh als RepräsentantInnen des „Feindes“ gesehen werden, oder weil sie in Verdacht stehen, zu boulevardisieren, wird das Gespräch vermutlich für beide Seiten nicht sehr angenehm verlaufen.
Für Punkt 4, das Live-Gespräch braucht es eine gute Vorbereitung. Am besten liefert man der Person, die das Live-Gespräch führen wird, gutes Infomaterial zum Einlesen (gut strukturierte Information, leicht lesbar, übersichtlich aufbereitet). Man kann außerdem um ein Vorgespräch bitten, in dem der ungefähre Rahmen des Gesprächs festgelegt wird. Nicht ärgern, wenn JournalistInnen Stress verbreiten oder alles ganz schnell erledigen wollen! Die sind einfach ein extrem schnelles Arbeitstempo gewohnt und für sie ist das Gespräch eine Routine-Übung. Wenn man die eigenen Bedürfnisse sachlich mitteilt, evt. auch sagt, dass Ihr zum ersten Mal ein Live-Gespräch macht, dann merken sie schon, dass der/die InterviewpartnerIn etwas mehr Vorbereitung braucht – und das ist ja dann auch im Sinne eines Gelingens der Sendung. Der Wunsch, vorher eine Fragenliste zu bekommen, wird in der Regel nicht erfüllt – um zu vermeiden, dass Antworten vorbereitet und auswendig gelernt werden, und um das Gespräch nicht zu sehr einzugrenzen.
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