Literaturtipps Kulturmangement
Für alle jene, die sich informieren oder weiterbilden wollen, hier ein paar kommentierte Literaturhinweise:
Heinrichs, Werner: Kulturmanagement: Eine praxisbezogene Einführung (zweite, grundlegend überarbeitete Auflage), Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1999
Mit seiner ersten Auflage von 1989 ging Werner Heinrichs – seines Zeichens Leiter des Instituts für Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg –, als Verfasser der ersten Kulturmanagement-Lehre in diese sehr junge Geschichte ein. Die wesentlich überarbeitete Auflage von 1999 gibt einen geordneten, gut lesbaren Überblick über die Aufgaben und Fragestellungen des „Kulturmanagers“ – ein Begriff, der immer ein bisschen nebulös bleibt, unentschlossen, ob damit nun jedeR KulturveranstalterIn gemeint ist oder besonders jene an den Schnittstellen von Finanzierung und Vermittlung.Von Werner Heinrichs ist auch „Instrumente der Kulturförderung im internationalen Vergleich“ (2004) erschienen, dessen Inhalt spannend klingt, von der Verfasserin dieser Zeilen aber noch nicht gelesen wurde.
Klein, Armin (Hg): Kompendium Kulturmanagement, Verlag Franz Vahlen, München 2004.
Sehr viel umfangreicher als Heinrichs Standard-Einführung gestaltet sich das von Armin Klein herausgegebene „Kompendium“ – umfangreicher, aber auch sehr unterschiedlich was die Niveaus der einzelnen Beiträge betrifft: Von ganz der juristischen Diktion verhafteten Beiträgen bis zu Artikeln über Sponsoring mehr aus dem Blickwinkel der Verteiler denn der Empfänger bis hin zu sehr praktisch verfaßten Erst-Einblicken in „Marketing“, „Kulturpolitik“ usw. ist das Werk uneinheitlich in seinem Gebrauchswert. Wir empfehlen eine Ausleihe in der Bibliothek Deiner Wahl.
Wolfgang Steirer/Gerald Matt/Susanne Moser: Kulturmanagement leicht gemacht. Der kurze Weg zum Profi. Neuer Wissenschaftlicher Verlag Wien/Graz 2004.
TKI BibliothekDer vielversprechende Titel hält nicht, da jegliche inhaltliche Diskussion ausgespart wird – dafür bietet es aber viel anderes: Das vom Leiter der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, mitherausgegebene Werk ist ein umfassendes Handbuch für praxisbezogenen Fragen für „Events“ und Institutionen, berücksichtigt alle Aspekte der Rechte (Gesellschafts-, Sozialversicherungs-, Arbeits- und Vertragsrecht) über Finanzierung, Rechnungswesen und Controlling bis hin zu einem Serviceteil mit Vertragsmustern und Formblättern.
Zembylas, Tasos: Kulturbetriebslehre. Grundlagen einer Inter-Disziplin, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften 2004.
Tasos Zembylas ist einer der führenden Vertreter der „akademischen“ Ausrichtung der Kulturmanagement-Lehre. Er besinnt sich vor allem auf die interdisziplinären Inhalte aus Kunstwissenschaften, Sozialwissenschaften und Ökonomie und beschäftigt sich ausführlich mit der komplexen ideologischen Ausrichtung des Faches zwischen Kulturpolitik und „Kulturarbeit von unten“, gibt der Gender-Frage ebenso Raum wie den Kulturberufen und ihren Rahmenbedingungen. Für alle, die besser verstehen wollen, in welchem größerem Zusammenhang sie arbeiten, sehr empfehlenswert!
Heinrichs, W./Klein, A.: Kulturmanagement von A-Z. 600 Begriffe für Studium und Beruf. München, dtv 2001.
Es wäre so praktisch ein Lexikon mit dem erfaßten Fachjargon des Kulturarbeit bei der Hand zu haben! Dieses Werk ist das einzige seiner Art. Leider haben die Verfasser es verabsäumt, SpezialistInnen für die einzelnen Sparten und Begriffe zu beauftragen, sodass sich immer wieder grobe Fehler finden. Ein weiterer Nachteil für österreichische LeserInnen ist der naturgemäße Bezug auf deutsche Sachlagen. Im Zweifelfall in der Bibliothek ausleihen!
Hoffmann, Hilmar (Hg.): Das Guggenheim-Prinzip, Köln 1999.
Hilmar Hoffmann kann getrost als der wegweisende, und vielleicht als der originellste Kulturschaffende und Kulturpolitiker gesehen werden. Eigentlich ist er ein Kulturphilosoph, zwischen Kulturwissenschaft und Kulturmanagement. Sein berühmtestes Werk ist „Kultur für alle“, stark vom Aufbruchstgeist der 1970er geprägt und leider vergriffen. Seine Tätigkeiten spiegeln die Bandbreite der Kulturarbeit wieder: Hoffmann hat u.a. die Kurzfilmtage Oberhausen (ganz avantgardistisch) ins Leben gerufen und war schließlich Präsident des Goethe-Instituts (1993-2001). „Das Guggenheim-Prinzip“ ist das unterhaltsamste, klügste und schärfste Buch zum Thema „Effizienzsteigerung im Kulturbetrieb“, das die Verfasserin kennt.
Holzer, Stefanie/Klier, Walter: „Kulturpolitik in Tirol“, in: Karlhofer, Ferdinand/Pelinka, Anton (Hg): Politik in Tirol. Studienverlag Innsbruck 2004. S 209-227.
Ein guter Überblick über die Geschichte der Kulturpolitik in Tirol bis 2003. Fein mit Zahlen belegt, immer den Inhalt mitdenkend. Kurz, aber gut.
Knapp, Marion: Österreichische Kulturpolitik und das Bild der Kulturnation. Kontinuität und Diskontinuität in der Kulturpolitik des Bundes seit 1945. (Peter Lang 2005, Reihe „Politik und Demokratie“ hrsg. von Helmut Kramer und Eva Kreisky).Für alle, die es genau wissen wollen: Was heißt „Kulturnation“, warum nennt sich Österreich so, wie entstanden wann welche Fördergesetze unter welchen parteipolitischen Prämissen. Sollte eigentlich in keiner Bibliothek eineR KulturarbeiterIn fehlen.
Lessig, Lawrence: Freie Kultur, Wesen und Zukunft der Kreativität, Open Source Press 2006.
Lawrence Lessig – der „Papst“ der Internetkultur und aller Fragen, die das www in urheberrechtlichen Zusammenhängen (remix culture) sowie der „neuen“ Alphabetisierung durch interaktive Medien mit sich bringt. Ein Muß, vielleicht vor allem für KulturpolitikerInnen um an die neuen Kontexte anzuschließen.
Mandel, Birgit (Hg.): Kulturvermittlung zwischen kultureller Bildung und Kulturmarketing (2005).
TKI Bibliothek
Kulturvermittlung in seinen Zusammenhängen aus Soziokultur (= Aufhebung von Kultur und Alltag / demokratiepolitisch ausgerichteter Begriff), Kulturpädagogik (= kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche) und Kulturmarketing (= das Attraktiv-Machen von Kultur unter nicht didaktischen Maßnahmen) ist einer der Kernbereiche des Kulturmanagements. Spätestens hier weisen sich die scharfen Grenzen zwischen Initiativen, KMUs und Großinstitutionen bzw. Veranstaltungen. Einzelne Aufsätze dieses Bandes sind aber in jeder Hinsicht sehr erhellend, etwa Max Fuchs' Beitrag „Kulturvermittlung und kulturelle Teilhabe – ein Menschenrecht.“
Kulturpolitische Gesellschaft e.V. (Bonn 2004): inter.kultur.politik. Kulturpolitik in der multiethnischen Gesellschaft.
Die in Bonn ansässige Kulturpolitische Gesellschaft www.kupoge.de ist, was Kongresse und Publikationen angeht, nicht nur rege, sondern auch immer am Puls der Zeit. Bezüglich einer interkulturellen Kulturpolitik gibt es in verschiedenen europäischen Ländern Maßnahmen, während in Österreich dieser Ansatz noch nicht sehr weit entwickelt ist. Die Kulturpolitische Gesellschaft publizierte den Kongreßband zum Thema mit Beiträgen zu Praxis und Utopie interkultureller Kulturpolitik in europäischen Ländern inklusive Fallbeispielen. Wohltuend, dass darin auch so reflektierte Beiträge zu finden sind, wie jener der britischen Kulturpolitikerin Naseem Khan: Interkulturelle Kunst ist nicht das A und O aller Dinge. Erfahrungen mit interkultureller Kulturförderung aus Großbritannien .Naseem Khan, selbst indischer Abstammung und Vorsitzende des Ausschusses für Diversität im Arts Council, weist auf die Problematik hin, interkulturelle Kulturpolitik allzu rezeptartig zu verstehen. Im Mittelpunkt soll die Prozesshaftigkeit der Gleichstellung von MigrantInnen aller Generationen in der britischen Gesellschaft stehen. Sie spricht von einem „Waagschalenprinzip“, in dem Fähigkeit und Chance gleich gestellt werden sollen: „Wenn sich die Strategie darauf konzentriert, Fähigkeiten – bzw. das Know-How des Künstlers – auszubilden, ohne die entsprechenden Chancen zu bieten, entsteht nur Ghettoisierung und Bitterkeit. Wenn sich die Strategie nur auf Chancen konzentriert, werden die großen etablierten Theater und Galerien fromm verkünden, dass sie entsprechende Programme und Stellen geschaffen haben, aber dass sich niemand mit 'entsprechenden Qualifikationen' beworben habe. Und das führt zu Stillstand und Zynismus. (...) Zusammenfassend ist zu sagen, dass wahre, dauerhafte Interkulturalität das Produkt von Gleichberechtigung ist. Sie verlangen das Zusammenwirken von Kultur- und Sozialpolitik und die klare Erkenntnis, dass Voreingenommenheiten unvermeidlich existieren.“ erstellt 2009 zurück
Autorin:
Verena Teissl ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, sie arbeitet als freie Filmjournalistin, Veranstalterin und Professorin für Kulturmanagement an der FH-Kufstein.
Verena Teissl ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, sie arbeitet als freie Filmjournalistin, Veranstalterin und Professorin für Kulturmanagement an der FH-Kufstein.