FAIR PAY für freie Kulturarbeit braucht Faktenbasis
Eine Forderung von IG Kultur Österreich, IG Kultur Burgenland, IG KiKK - IG der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška, KUPF - Kulturplattform Oberösterreich, Dachverband Salzburger Kulturstätten, IG Kultur Steiermark, TKI - Tiroler Kulturinitiativen, IG Kultur Vorarlberg und IG Kultur Wien.
Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek erklärt FAIR PAY für in Kunst und Kultur Tätige zur Priorität. Die Interessenvertretungen der freien und autonomen Kulturarbeit begrüßen diese Zielsetzung und fordern als ersten Schritt eine österreichweite Erhebung, die eine solide Faktenbasis zum Bedarf in der freien Kulturarbeit schafft.
Zum ersten Mal hat es die Forderung nach FAIR PAY, also die Einführung einer angemessenen und fairen Bezahlung für alle im Kulturbereich Tätigen ohne Ausdünnung des kulturellen Angebots, in ein Regierungsprogramm geschafft. Um diesem Ziel näher zu kommen, braucht es nicht nur akut mehr Budget, sondern auch eine Faktenbasis. Denn bislang existieren weder solide Daten zum Ist-Zustand noch zum Finanzierungsbedarf, um nach Fair Pay entlohnen zu können.
Zwar wurde die soziale Lage der Künstler*innen in Österreich bereits zwei Mal erhoben, mit den wohl bekannten desaströsen Ergebnissen, die Situation der Kulturarbeiter*innen – also jener Menschen, die sich professionell in Kultureinrichtungen und Vereinen tagtäglich engagieren – wurde jedoch stets ausgeblendet und nicht erhoben.
Dass aber auch im Bereich der Kulturinitiativen prekäre Verhältnisse vorherrschen, stellen die Interessenvertretungen im Zuge ihrer täglichen Arbeit seit Jahren fest. So hat zum Beispiel eine Erhebung des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten unter seinen Mitgliedern (derzeit 78 zeitgenössische Kulturvereine) ergeben, dass lediglich 14 % der Kulturorganisationen nach dem Fair Pay-Schema der IG Kultur Österreich entlohnen (können).
Sonderfall Tirol
Die von der Kulturabteilung des Landes Tirol praktizierte „Eigenhonorar-Regelung“ untersagt es Einzelpersonen ohne Vereinsstruktur, Honorare für ihre Arbeit in Kunst- und Kulturprojekten über eine Landesförderung abzurechnen. Dies verschärft die prekären Arbeitsbedingungen im Kunst- und Kulturbereich in Tirol zusätzlich.
Erhebung von aktuellen Zahlen als ersten Schritt
Eine nicht-repräsentative Online-Umfrage aus dem Jahr 2013 ergab, dass mehr als die Hälfte der Mitarbeiter*innen in Kulturinitiativen, die bezahlt werden (etwa 46% sind unbezahlt/ehrenamtlich tätig), höchstens 5.000 Euro im Jahr verdienen. Verabsäumt wurde bei dieser im Auftrag des Kunstressorts erstellten Erhebung jedoch, die Einkommensdaten in Bezug zur geleisteten Arbeitszeit zu setzen, sodass keine Aussagen zu Fair Pay möglich sind (Quelle: „Fair Pay – Eine Online-Umfrage zur finanziellen Situation freier Kulturinitiativen und -vereine“, 2013, erstellt von österreichische kulturdokumentation im Auftrag der Kunstsektion/BMUKK).
Eine nicht-repräsentative Online-Umfrage aus dem Jahr 2013 ergab, dass mehr als die Hälfte der Mitarbeiter*innen in Kulturinitiativen, die bezahlt werden (etwa 46% sind unbezahlt/ehrenamtlich tätig), höchstens 5.000 Euro im Jahr verdienen. Verabsäumt wurde bei dieser im Auftrag des Kunstressorts erstellten Erhebung jedoch, die Einkommensdaten in Bezug zur geleisteten Arbeitszeit zu setzen, sodass keine Aussagen zu Fair Pay möglich sind (Quelle: „Fair Pay – Eine Online-Umfrage zur finanziellen Situation freier Kulturinitiativen und -vereine“, 2013, erstellt von österreichische kulturdokumentation im Auftrag der Kunstsektion/BMUKK).
Als ersten Schritt in Richtung Fair Pay sollte die Bundesregierung daher eine österreichweite Erhebung beauftragen, die analysiert wie groß die Kluft zwischen echtem Fair Pay und den tatsächlichen Zuständen in den unabhängigen Kultureinrichtungen und Vereinen ist. Es braucht Fakten zum Finanzierungsbedarf bzw. zu der realen Finanzierungslücke, um bestehende Mitarbeiter*innen nach Fair Pay entlohnen zu können, Anstellungen zu ermöglichen und angemessene Honorare für selbstständige Tätigkeit zahlen zu können.
Mindeststandards in der Kulturarbeit
Was für 98 % der Arbeitnehmer*innen in Österreich selbstverständlich ist, sollte auch für Kulturarbeiter*innen gelten. Mangels Kollektivverträge und verbindlicher Mindeststandards herrschen im Kunst- und Kultursektor äußerst prekäre Arbeitsbedingungen. Bei der Entlohnung von Kulturarbeit gibt es keine Grenzziehung nach unten. Nicht wenige schlittern von einer schlecht bezahlten Erwerbstätigkeit nahtlos in die Altersarmut.Interessenvertretungen fordern daher die Einführung einer fairen Bezahlung, die es Kulturorganisationen überhaupt erst ermöglicht, arbeitsrechtliche Bestimmungen einzuhalten und die soziale Lage von Kunst- und Kulturschaffenden nachhaltig zu verbessern. Es liegt auch in der Verantwortung der öffentlichen Hand, im Rahmen ihrer Förderpolitik Lohndumping im Kulturbereich zu unterbinden.
Hintergrundinformation
Gehaltsschema für Kulturvereine 2020, IG Kultur Österreich
Fair Pay Empfehlungen der IG Kultur Österreich als Grundlage für Einreichungen bei Fördergebern
Honorarspiegel für freiberufliche Kulturschaffende 2020, TKI – Tiroler Kulturinitiativen
Jährlich aktualisierter Fair Pay Honorarspiegel der TKI für freie, selbstständige Kulturarbeit
Fair Pay – Eine Online-Umfrage zur finanziellen Situation freier Kulturinitiativen und -vereine,
Endbericht Dezember 2013, erstellt von österreichische kulturdokumentation im Auftrag der Kunstsektion/BMUKK
Links
IG Kultur Österreich
Kulturpolitik in Türkis-Grün
Downloads
Fair Pay-Gehaltsschema
für Kulturarbeit
der IG Kultur Österreich
TKI Honorarspiegel 2020
für selbständige Kulturarbeit
Kapitel Kunst/Kultur
im Regierungsprogramm 2020
Kulturpolitik in Türkis-Grün
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Fair Pay-Gehaltsschema
für Kulturarbeit
der IG Kultur Österreich
TKI Honorarspiegel 2020
für selbständige Kulturarbeit
Kapitel Kunst/Kultur
im Regierungsprogramm 2020
Praxisworkshop
Fair Pay
FR 21.2.2020, 14-16 Uhr
Salzburg
ein Angebot des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten
Anmeldung: hier