Wahlwerbende Parteien wurden zu ihrer Position in Bezug auf das Thema Frauen im Kunst- & Kulturbereich befragt
Ist-Zustand: “The advantage of being a woman artist: knowing your career might pick up after you’re eighty” heißt ein Slogan der US-amerikanischen Gruppe Guerilla Girls, mit dem sie die Unterrepräsentanz von Frauen in Kulturbetrieben öffentlich machen. Auch in Österreich haben Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen auffallend weniger Chancen ihren Beruf auszuüben. Sie bekommen seltener Stück- oder Kompositionsaufträge und werden als Regisseurinnen, Dirigentinnen und Performerinnen deutlich weniger beschäftigt, auch bei Ausstellungen sind Bildende Künstlerinnen in der Minderheit. In den Chefetagen der meisten Kulturbetriebe fehlen Frauen fast komplett. Bei Einkommen und Honoraren setzt sich die Schlechterstellung fort.
Welche Maßnahmen, Initiativen, gesetzlichen Möglichkeiten werden Sie ergreifen, um die eklatante Geschlechterungleichheit in Kunst und Kultur zu beseitigen?
— BZÖ
Eine Karriere als Künstlerin kann nicht gesetzlich normiert sein. Ebenso erscheint es als wenig sinnvoll, mittels Quoten künstlerische Aufträge zu erteilen, da Kunst nicht vergleichbar und somit substituierbar ist. In einem allgemeinen gesellschaftlichen Umdenkprozess betreffend die Gleichstellung von Frauen und Männern hätte aber naturgemäß auch im Kunst- und Kulturbetrieb Auswirkungen. Aus diesen Gründen strebt das BZÖ an, diesen Umdenkprozess zu unterstützen.
— DIE GRÜNEN
Die Grünen fordern seit Längerem eine weitergehende Studie zur Erhebung der Lage der Kulturschaffenden (das sind zusätzlich zu den Künstlerinnen auch alle in Kultureinrichtungen Arbeitenden), um deren Situation transparent zu machen und daraus entsprechende Handlungen abzuleiten. Diese Forderung wurde als Entschließungsantrag mit Unterstützung der Regierungsparteien auch 2011 beschlossen (!), allerdings verweigert sich Ministerin Schmied einer solchen Erhebung bislang – die Ergebnisse würden wohl den Handlungsbedarf festschreiben! Wir fordern ein Grundeinkommen für KünstlerInnen (bzw ein Zuschusssystem für Kunstschaffende, das deren Existenz sichert). Wer weniger als 14.000 Euro verdient, erhält die Differenz aus einem KünstlerInnen-Absicherungsfonds. Die Grünen unterstützen daher auch „Fair Pay für Kulturarbeit“, eine Kampagne der Ländervertretung der IG Kultur Österreich zur Erreichung von Mindeststandards bei der Entlohnung von Kulturschaffenden. Es braucht zudem Rahmenzielvereinbarungen zur Geschlechterausgewogenheit, Gender Budgeting, vor allem im Bereich der staatlichen Fördersystems, muss auch (siehe Gender Budgeting oben) tatsächlich umgesetzt werden. Wir setzen uns für eine Quote im Kunst- und Kulturbereich bei der Besetzung von Gremien ein. Gleichstellungsziele bei Ausschreibungen müssen selbstverständlich sein. — NEOS Wo die öffentliche Hand als Auftraggeberin oder Förderin auftritt, hat sie die geschlechtergerechte Verteilung von Mitteln zu einem der Kriterien für ihre Entscheidungen zu machen.
— KPÖ
Genderbudgeting und Quoten in allen Kunst- und Kultursparten!!!
— ÖVP
Die Gleichberechtigung von Frauen in Kunst und Kultur liegt vor allem im Wirkungsbereich des zuständigen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Wir sehen hier jedoch durchaus einigen Nachholbedarf. Vor allem in Führungspositionen müssen Frauen stärker präsent sein.
— TEAM STRONACH
Bei diesem Punkt dürfen wir auf die Beantwortung von Frage 1 verweisen. Die Bewertung der Leistungen von Männern und Frauen ist in der Kultur der Gesellschaft begründet. Änderungen sind nur im gemeinsamen Einvernehmen der beiden Geschlechter erfolgreich vollziehbar, denn jahrhundertelange Defizite in einer Kultur, die Frauen weniger Erfolgswahrscheinlichkeit zubilligt als Männern und die „typisch weibliche“ Qualitäten im Berufsleben geringer bewertet, können nicht durch eine Quotenregelung oder Verordnungen „von oben“ ersetzt werden.
— SPÖ
Frauenförderung ist auch in kulturellen Angelegenheiten ein zentrales Thema. Von Frauen gemachte Kunst und Kultur muss sichtbar sein. Es ist essentiell die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen gleich zu gestalten, um gleiche Chancen in Kunst und Kultur zu schaffen. Auch hier, wird Gender Budgeting einen wichtigen Beitrag leisten. Initiativen wie „femous.at“ sind ein gutes Beispiel gelungener Initiativen.
— Piratenpartei
Die Piratenpartei Österreichs setzt sich für die Förderung von Projekten ein, die sich mit dem Ausgleich von Geschlechterungleichgewichten in verschiedenen Teilbereichen unserer Gesellschaft beschäftigen. In einer offenen und toleranten Gesellschaft sollte in möglichst allen Bereichen des täglichen Lebens ein Geschlechtergleichgewicht bestehen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen einerseits öffentliche Gelder für die Förderung von Menschen, die sich keinem der beiden klassischen Geschlechter zuordnen, eingesetzt werden. Andererseits sollen sowohl Projekte explizit für Frauen als auch für Männer gefördert werden. Bei der Verteilung von finanziellen Mitteln soll dabei die Frauenförderung durchaus besonders gewichtet werden, um historisch gewachsene und nach wie vor bestehende Unterschiede und gesellschaftliche Ungleichgewichte auszugleichen. Daneben sollen aber auch Institutionen und Organisationen berücksichtigt werden, die sich allgemein mit Gleichberechtigung im Genderkontext beschäftigen.
Weitere Informationen: Österreichischer Frauenring
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