Hans Haid - ein Leben für die Kultur
1938 - 2019
Kurz vor seinem 81. Geburtstag ist gestern der Ötztaler Volkskundler, Dichter und Kulturarbeiter Hans Haid verstorben. Dabei wollte er gerne 96 werden, wie er den TKI-Vorstandsmitgliedern Michael Haupt und Maurice Kumar in einem Interview vor vier Jahren verriet. Er hätte noch einiges vorgehabt für die Kulturentwicklung in Tirol.
Hans Haid hat sich ein Leben lang auf vielfältige Weise mit Kultur auseinandergesetzt. Er hat geschrieben, geforscht, gesammelt, vernetzt und war stets ein streitbarer Kämpfer für die freien Kulturinitiativen in Tirol und in Österreich.
Als der Sohn Ötztaler Bergbauern 1969 zum Studium nach Wien kam, traf er auf eine vitale künstlerische Avantgarde. Vor allem mit H. C. Artmann von der Wiener Gruppe pflegte er regen Kontakt. In diese Zeit fällt auch der Beginn seines kulturpolitischen Engagements, erzählte Hans Haid im Interview. Schon bald gab es Bestrebungen, die gerade im Entstehen begriffenen autonomen Kulturinititativen überregional zu vernetzen, was Jahre später u.a. zur Gründung der TKI-Tiroler Kulturinitiative (1989) und der IG Kultur Österreich (1990) führte. In beiden Fällen war Hans Haid aktiv an der Gründung beteiligt.
Ein erster und für die autonome Kulturszene zentraler Erfolg der neuen Kulturvernetzung war die Einrichtung einer eigenen "Förderstelle für Kulturentwicklung und Kulturinitiativen" im Ministerium für Unterricht und Kunst im Jahr 1990. Hans Haid war bei der Gründungssitzung im Parlament als Experte anwesend und hat die inhaltlichen Kritierien der bis heute existierenden Förderstelle mitbestimmt. In der Folge war Hans Haid Mitglied des ersten Kulturbeirates, der zur Beratung der neuen Abteilung in Förderangelegenheiten ebenfalls 1990 eingerichtet wurde. Haid hat den politischen Diskurs in den Gründungsjahren der Abteilung mitgeprägt und hat dabei vor allem auf eine entsprechende Förderung kultureller Initiativen in ländlichen Regionen gepocht.
Hans Haid vertrat seit jeher ein Kulturverstädnis, das geradezu visionär anmutet. Schon vor 30 Jahren war Haid von der gesellschaftspolitischen Kraft von autonomer Kulturarbeit überzeugt - vor allem für die Entwicklung ländlicher Räume. Kultur sollte als Querschnittsmaterie in allen Politikfeldern eine zentrale Rolle einnehmen und Kulturinitiativen in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Bereichen das soziale Leben aktiv mitgestalten. Haid war sich sicher, dass Kultur und Regionalentwicklung Hand in Hand gehen. Und er vertrat die Ansicht, dass Kultur und ein ökologisch und sozial verträglicher Tourismus eine Beziehung auf Augenhöhe eingehen können. Damit machte er sich im Tourismusland Tirol nicht nur Freunde.
Die TKI hat Hans Haid viel zu verdanken. Seine umfassende Sicht auf die Bedeutung von Kulturinitiativen hat für unsere aktuelle Arbeit noch immer Gültigkeit. Hans Haid stand für uns für regionale Verwurzelung mit Blick über den Tellerrand, für Mut zur Widerrede, für Geradlinigkeit und Konsequenz, für Offenheit und eine erfrischende Portion Sturheit, wenn es um die Durchsetzung kulturpolitischer Anliegen ging.