die Bank, das Garn und die Bohrmaschine...
Radikales Nähkränzchen / Christine Pavlic
Kurzbeschreibung
Ausgangspunkt des Projektes war die Bank als gesellschaftlicher, kultureller, sozialer Ort an Spazierwegen, in Städten, auf Bergen und in Dörfern Tirols, zwischen Ruheoase und Verdrängungspolitik - und immer Trägerin eingeritzter, anonymer Botschaften. Ausgehend von diesen bereits vorhandenen Eingriffen unbekannter Urheberschaft wurden ausgewählte Bänke mittels Stickereien künstlerisch weiterbearbeitet, ergänzt und wieder aufgestellt. Das Trägermaterial, die Holzlatten der Bänke, wurde mit Löchern durchbohrt und traditionell mit Nadel und Garn bestickt. Dabei wurden die lokalen und regionalen Kontexte der Alltagskultur aufgegriffen - in ihrer tradierten Paradoxie und Widersprüchlichkeit. So wurde 'heimische Häuslichkeit' zwischen Kitsch, Wohlgefühl und Unerträglichkeit zum Thema gemacht, indem die Bänke schlicht zum Sitzen einluden. Das Befremdliche der Holzstickerei in Verbindung mit den bereits vorhandenen Botschaften brachte Störung und Irritation in das Gefühl des 'Bankerlsitzens'. So sollte die Routine der Vorurteile, welche mit 'Heimat & Bankerl' verbunden sind, vorsichtig aber doch provokativ durchbrochen werden, um auf die Erstarrungstendenz unserer Gesellschaft hinzuweisen: Ausgrenzung des 'Fremden', Verweigerung der sozialen Wahrnehmung. Das Projekt stellte eine Intervention in das atmosphärische Klischee von Alm, Kurpark und Marterl dar, indem Selbiges thematisiert wurde.