(D)ort
Gina Disobey & Sarah Enodeh
„Laß fremde Art doch gelten, selbst dann, wenn sie dich quält! Gar oft ist, was wir schelten, grad was uns selber fehlt.“ - Wilhelm Kuhnert
Kurzbeschreibung
(D)ort setzt sich mit dem weitläufigen Thema Diskriminierung kreativ - kritisch und künstlerisch auseinander. Die kritische Reflexion von Diskriminierungen und Zuschreibungen gehört zu den zentralen Herausforderungen moderne rMigrationsgesellschaften. Gerade die vermehrten Individualisierungsprozesse, die Entstehung neuer sozialer Situationen innerhalb einer heterogenen Sozialstruktur und die Pluralisierung der Lebensstile als Folge von gesellschaftlichen Veränderungen können als Ursachen fürden vermehrten Bedarf an einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Exklusionund Diskriminierung gesehen werden.
Mit unserem Projekt wollen wir uns individuell, strukturell und kulturell/diskursiv mit dem Thema Diskriminierung auseinandersetzen. „Vor Ort“ bedeutet dabei auch, beiuns selbst anzufangen und sozusagen „vor der eigenen Haustür zu kehren“. Zwar sieht sich Innsbruck als Weltstadt, das Bild, mit dem sich die Tiroler Landeshauptstadt verkauft, strotzt jedoch vor provinzieller Folklore und Klischees. Das mag zwar eine wichtige Funktion für den Tourismus erfüllen, entspricht aber längst nicht mehr der Realität unserer Stadt und kann außerdem exkludierend wirken. Nebendem Schützenaufmarsch und der Blasmusikkapelle vor dem Goldenen Dachl gibt eseben noch ein „anderes“ Innsbruck, das seine Wurzeln oft in der „Fremde“ hat. Dönerläden, Shishabars und Sushirestaurants werden allgemein als eine Bereicherung der kulturellen Vielfalt des urbanen Zusammenlebens empfunden. Nicht immer ist das Zusammentreffen der Kulturen jedoch frei von Konflikten. Der internationale Skandal um Wahlplakate, in denen vor „Marokkanerdieben“gewarnt oder „Daham statt Islam“ gefordert wird, zeigt, dass Fremdenfeindlichkeit und Vor urteile nach wie vor fest in unserer Gesellschaft verankert sind.
Es sind jedoch nicht nur Menschen mit anderer Hautfarbe, Religion oder Herkunft von Vorurteilen betroffen. Zwar ist für einen Großteil der Gesellschaft mittlerweile eine rechtliche Gleichstellung durchgesetzt worden, dies gilt aber oft nur auf dem Papier. Am Pausenhof, in der Straßenbahn oder am Stammtisch sind „schwul“ oder „behindert“ immer noch alsgängige Bezeichnungen, für alles was einem nicht passt oder stört, in Gebrauch. Da wir nicht immer nur mit dem Finger auf andere zeigen wollen, ist das Ziel dieses Projekts, uns selbst mit alltäglichen Formen von Diskriminierung und Vorurteilen auseinanderzusetzen. In verschiedenen Veranstaltungsreihen werden wir uns mit den Themen
Rassismus, Sexismus, Diskriminierung von Menschem mit Beeinträchtigung, sowie
dem sogenannten “lookism“ beschäftigen.