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Reclaim Your City: Redebeitrag Robert Stefan

Reclaim Your City: Redebeitrag Robert Stefan

Redebeitrag von Robert Stefan (derdiedas Kollektiv)
Beitrag vom 15.02.2024
© Martin Kink

Die TKI versteht sich als kulturpolitisch gestaltende Organisation, die sich für die kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für freie Kulturarbeit in Tirol einsetzt. In den „Themen“ sammeln wir Beiträge aus Kulturpolitik, Praxis und Theorie und machen damit Kunst- und Kulturprojekte, -menschen und -initiativen sichtbar. Im Laufe der nächsten Wochen veröffentlichen wir an dieser Stelle mehrere Redebeiträge zum Thema "Öffentlicher Raum", die am 7.11.2023 im Rahmen der Kundgebung "Reclaim Your City" gehalten wurden. Die Texte geben die Ansichten der jeweiligen Sprecher*innen wieder. Angesichts der Dringlichkeit des Themas erachten wir es jedoch als wichtig, den Redebeiträgen über die Kundgebung hinaus einen Raum zu geben.


Kundgebung "Reclaim Your City"
7.11.2023, Franz-Gschnitzer-Promenade
Redebeitrag Robert Stefan

 

Tanzen aus Protest

Ich bin Robert Stefan und Gründer des derdiedas Kollektivs. Vor ca. einem Monat, am 7.10.2023, haben wir es auf die Titelseite der Tiroler Tageszeitung geschafft, mit der skandalösen Schlagzeile:

Rave-Macher packen aus!

(Anm.: Der Beitrag „Tanzen, bis die Polizei kommt: Zwei junge Innsbrucker packen über Rave in Sillschlucht aus“ ist online freigeschalten und hier nachzulesen.)

Wir haben einen Rave mit knapp 1.000 Leuten in der Sillschlucht organisiert. Die Polizei hat das ganze Event um 4 Uhr morgens aufgelöst, standen aber schon um 23 Uhr oben. (Danke an dieser Stelle an die Natterer Polizei, dass sie uns fünf Stunden haben feiern lassen!)

Ich wollte heute darauf eingehen, was diese Party in der Sillschlucht mit dem Thema Freiraum zu tun hat. Dafür möchte ich zunächst die Frage beantworten:

Warum gehen wir überhaupt in die Sillschlucht?

Wir tragen 50 kg Subs, Deko, Generatoren, Werkzeugkoffer, Erste-Hilfe-Set, Müllsäcke rauf und wieder runter. Das ist kein wirklicher Spaß und geht auch anders, wenn man tanzen gehen möchte.

Das Problem hier in Innsbruck ist das Fehlen von leistbaren Veranstaltungshallen und Flächen frei von Konsumzwang. Wir als junge Veranstalter*innen haben oft nicht die nötigen finanziellen Ressourcen, große Veranstaltungen zu planen und durchzuführen, wenn Eventhallen, Flächen und Räume in Innsbruck immer teurer werden.

Student*innen und junge Leute von 18-25 Jahren ohne ein hohes Einkommen haben es super schwer, Events zu organisieren, sind aber hochmotiviert, das kulturelle Angebot zu vervielfältigen und der Stadt Innsbruck damit einen Gefallen zu tun und Räume der Begegnung für junge Menschen zu schaffen.

Das zweite große Problem ist die Innsbrucker Lärmschutzverordnung von 1986. Es wurde in der näheren Vergangenheit schon mal probiert, Freiraum ohne herrschenden Konsumzwang zu schaffen, nämlich mit der Rimmelwiese. Das war zwar ein netter Versuch, so einen Freiraum zu schaffen. Nach 22 Uhr ist dort aber Feierabend, was Musik angeht. Beim netten Versuch ist es also geblieben.

Schuld daran ist die Lärmschutzverordnung, in der noch von Tonband-Abspielgeräten und Kassettenrekordern die Rede ist. Diese Verordnung ist literally aus einem anderen Jahrhundert und nicht mehr zeitgemäß für die moderne Veranstaltungskultur. Aber wie es in der Politik halt so ist, reichen offensichtlich nicht mal 40 Jahre aus, um etwas zu verändern. In den Parteihäusern stehen wahrscheinlich immer noch Schachteln voller Kassetten.

30.000 Student*innen insgesamt, tausende neue Student*innen jedes Jahr: Da braucht es eine neue Verordnung, die es uns ermöglicht, auch nach 12 Uhr noch laut zu sein, ohne direkt eine Anzeige zu kassieren.

Aber anstatt was zu ändern, baut man lieber Zäune, um uns zu zeigen, wie willkommen wir doch in Innsbruck sind.

Zaun entlang des Sonnendecks, Zaun um die Sillschlucht – die Politiker*innen haben anscheinend ein Ding für Zäune. Dass das aber reine Symptombekämpfung ist und die Ursache des Problems nicht im Entferntesten dadurch berührt wird, das wissen die Politiker*innen auch.

Baut euren Zaun um die Sillschlucht, macht sie aus allen Ecken unerreichbar, ich verspreche euch, wir machen weiter.

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