Der Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft (AEP) steht seit 50 Jahren für feministische Grundlagen- und Öffentlichkeitsarbeit. Monika Jarosch begann Anfang der 1990er-Jahre im AEP mitzuarbeiten und war von 2003 bis 2020 Obfrau des in Innsbruck angesiedelten Vereins. Im Gespräch zeichnet sie das Bild eines Vereins, der in Tirol in vielerlei Hinsicht federführend war und ist.
Der Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft ist die älteste Institution in Tirol, die Feminismus ins Zentrum ihrer Arbeit stellt. Gegründet 1974 im Zuge der Frauenbewegung, fokussiert er auf die Stellung der Frauen in Gesellschaft und Politik. Seit seiner Gründung bietet er Beratungen an, gibt die Zeitschrift AEP Informationen heraus und betreibt umfassende Öffentlichkeitsarbeit. Eine öffentliche Bibliothek und die Beratung von Sexarbeiterinnen kamen hinzu. Der Verein wuchs, strukturierte und organisierte sich neu und behielt dabei Gleichberechtigung als zentrales Anliegen immer bei. Die Überzeugung, dass eine Gesellschaft ohne Unterdrückung möglich sein muss, veranlasste auch Monika Jarosch vor mehr als 30 Jahren dazu, sich im AEP zu engagieren. 2003 löste sie die Gründerin Doris Linser als Obfrau ab, 2020 übergab sie das Amt an Christine Baur. Das 50-jährige Jubiläum gab Anlass, mit ihr Rückschau zu halten und einen Ausblick auf die Zukunft des Vereins zu wagen.
Die Gründungsgeschichte des AEP ist eng mit einer Person und einer aufsehenerregenden Aktion verbunden: mit Doris Linser und ihrer Unterschriftensammlung gegen den Paragrafen 144, das Abtreibungsverbot. Wie entstand daraus der AEP?
Monika Jarosch: Doris Linser hat sich sehr gegen die Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs engagiert und dazu etliche Frauen um sich versammelt. Sie stellten fest, dass es um viel mehr geht – um viele große Probleme, die man unter dem Begriff der Unterdrückung der Frauen durch das Patriarchat zusammenfassen kann. Um dem entgegenzuwirken, gründeten sie Anfang 1974 den AEP.
Sie haben sich damals sehr viel vorgenommen: eine Familienberatungsstelle und die Herausgabe der Zeitschrift "AEP Informationen", die beide gleich umgesetzt wurden, eine Bibliothek, die 1979 dazukam, und Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema Feminismus aufzuarbeiten, weiterzubringen und zu erforschen.
Welche Akteurinnen waren damals maßgeblich?
Neben Doris Linser war das vor allem Dr. Gertha Hofmüller. Sie war Assistenzprofessorin an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, eine sehr überlegte und gescheite Frau. Sie sagte, dass die Emanzipation der Frau nicht ohne den Mann passieren könne, daher auch der Name Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft. Die Idee war, dass eine andere Welt gemeinsam wohl zu schaffen sein müsste, eine Welt, in der Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt miteinander leben, in Frieden, ohne Streit. Das ist eine Utopie, aber der AEP arbeitet noch immer daran.
Auf welche Weise soll das gelingen?
Wir haben immer Grundlagenarbeit geleistet, haben geschaut, wo die Probleme sind und sind sie angegangen. Wir waren und sind eine Art Think Pool.
In den AEP Informationen wurde sehr viel darüber geschrieben, welche Rolle die Frau in der Gesellschaft spielen soll, aktuelle Themen wie Migration und Flucht, Queerfeminismus oder die Armutsgefährdung von Alleinerzieherinnen wurden aufgegriffen. In der Zeitschrift haben immer viele feministische (Fach-)Autorinnen geschrieben, und es war uns ein Anliegen, dass die Texte fundiert und zugleich verständlich sind. Es sollte eine professionelle feministische Zeitschrift sein, kein Mitteilungsblatt für Vereinsmitglieder, und das ist uns auch gelungen.
Um Grundlagenarbeit zu leisten, braucht es Räumlichkeiten, um sich auszutauschen. Gab es die beim AEP schon immer?
Ja, das war eine Besonderheit des Vereins. 1974 war er der einzige mit eigenen Räumlichkeiten, in denen sich Frauen treffen konnten. Und es gab und gibt immer wieder Frauen, junge und ältere, die kommen und mitarbeiten wollen. Ich selbst habe 1991 beim AEP in der Bibliothek angefangen, weil ich mich sinnvoll betätigen wollte.
Natürlich hat sich der AEP über die Jahre entwickelt, er ist größer geworden, breiter geworden, durchstrukturierter, professioneller. Es gibt einige Angestellte, aber am Anfang haben alle im AEP ehrenamtlich gearbeitet und für die Arbeit an der Zeitschrift und in der Bibliothek trifft das immer noch zu.
2013 ist die Innsbrucker Beratung und Unterstützung für Sexarbeiterinnen (iBUS) dazugekommen und heute sind unsere Standbeine die Familienberatung, die Zeitschrift AEP Informationen, iBUS, die öffentliche Frauenbibliothek sowie Bildung und Kultur mit Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen. Jeder dieser Bereiche wird von einer Koordinatorin geleitet und es gibt eine Stelle für Finanzen und Verwaltung.
Welche Themen waren in der Familienberatung vor 50 Jahren vorrangig und welche sind es heute?
Am Anfang war es sehr viel Schwangerschaftsberatung. Der AEP war damals die einzige Stelle, in der einer Frau, die zur Beratung kam, nie gesagt wurde, was sie tun muss. Es wurde alles besprochen, aber das Prinzip der Beratungen im AEP war immer, dass diejenige selbst draufkommt, was sie will.
Mit der Zeit haben sich die Themen erweitert und in den letzten Jahren kommen auch viele Paare zur Beratung. Neben der Koordinatorin sind meistens zwei bis vier Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Psychotherapeutinnen in diesem Bereich tätig. Wenn es nötig ist, gibt es im Hintergrund auch eine Ärztin und es gibt eine regelmäßige Rechtsberatung.
Diese Beratungen finden im AEP statt, ist das bei iBUS ebenfalls so?
Inzwischen schon. Bis die Straßenprostitution in Innsbruck verboten wurde, stand die Streetwork in der Nacht im Vordergrund.
Die Frauenbewegung in Tirol ist sehr vielfältig. Wo verortet sich der AEP in diesem Feld?
Wir haben, wie gesagt, immer Grundlagenarbeit geleistet. Das fanden manche zu konservativ oder nicht kämpferisch genug. Interessant ist aber, dass aus dem AEP viele Vereine und Initiativen entstanden sind, die es heute noch gibt, darunter Frauen im Brennpunkt und der Notruf für Frauen – heute Frauen gegen VerGEWALTigung, außerdem der Verein Frauen*vernetzung für Begegnung und Austausch. Auch am schwierigen Kampf für das Frauenhaus war der AEP sehr beteiligt. Der damalige Landeshauptmann Eduard Wallnöfer war ja der Meinung, Gewalt an Frauen gibt es bei uns nicht. Tatsächlich ist das Thema Gewalt an Frauen eine unendliche Geschichte.
Wie geht man mit einem solchen Stillstand oder mit Rückschritten um?
Indem man beharrt und immer wieder sagt, dass Feminismus etwas Schönes ist. Dass er nicht auf Hass oder Abneigung oder Abwehr gründet, sondern etwas Offenes, etwas Neues ist, das darauf gerichtet ist, in unserer Gesellschaft friedlich, in Kooperation zu leben. Es lohnt sich, sich dafür einzusetzen.
Ein solches lohnendes Beispiel ist das Projekt „feminism loaded“. Wie kam es dazu?
Als sich der AEP neu strukturiert hat, übernahm Lisa Gensluckner den Bereich „Bildung und Kultur“, und wir haben miteinander vieles ausgeknobelt. Unser Bestreben war, feministische Bildungsarbeit zu machen, auch in den Schulen. Daraus ist diese große Ausstellung „feminism loaded“ hervorgegangen. Sie besteht aus zehn – inzwischen zwölf – Roll-ups zu allen Themen, die Feminismus betreffen. Sie ist immer noch unterwegs, unter anderem an Schulen. So ist etwas geschaffen worden, das wirklich Wirkung hat.
Die Ausstellung ist ein Beispiel dafür, dass der AEP sich immer wieder aktuell mit Feminismus beschäftigt. Was wird die Zukunft bringen?
In naher Zukunft unser Jubiläumsfest. Zur Afterparty im Anschluss in der p.m.k kommen vielleicht viele neue, junge Frauen, die sich für den AEP und Feminismus interessieren. Wir stellen fest, dass immer wieder junge Frauen zu uns kommen und mitarbeiten wollen. Es ist schön, dass der AEP das immer geschafft hat.
TKI - Tiroler Kulturinitiativen
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6020 Innsbruck
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