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Reclaim Your City: Redebeitrag Sonnendeck

Reclaim Your City: Redebeitrag Sonnendeck

Redebeitrag von Daniel Sailer
Beitrag vom 13.12.2023
© Martin Kink

Die TKI versteht sich als kulturpolitisch gestaltende Organisation, die sich für die kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für freie Kulturarbeit in Tirol einsetzt. In den „Themen“ sammeln wir Beiträge aus Kulturpolitik, Praxis und Theorie und machen damit Kunst- und Kulturprojekte, -menschen und -initiativen sichtbar. Im Laufe der nächsten Wochen veröffentlichen wir an dieser Stelle mehrere Redebeiträge zum Thema "Öffentlicher Raum", die am 7.11.2023 im Rahmen der Kundgebung "Reclaim Your City" gehalten wurden. Die Texte geben die Ansichten der jeweiligen Sprecher*innen wieder. Angesichts der Dringlichkeit des Themas erachten wir es jedoch als wichtig, den Redebeiträgen über die Kundgebung hinaus einen Raum zu geben.


Kundgebung "Reclaim Your City"
7.11.2023, Franz-Gschnitzer-Promenade
Redebeitrag Sonnendeck: Daniel Sailer

 

Einen wunderschönen guten Abend ans Sonnendeck!

10 Jahre ist es nun her.

Am 24. April 2013 machten wir uns, ausgerüstet mit einem Biertisch, einer kleinen Anlage, DJ-Equipment und ein paar lieben Bekannten daran, die Franz-Gschnitzer-Promenade am schönen Innsbrucker Inn zu bespielen.

Damals hieß es gern von städtischer Seite „Innsbruck an den Inn“. Davon war aber nicht viel zu sehen.

Also dachten wir: Machen wir dieses Motto erlebbar!

Eine kleine Utopie am Inn.

Über die Jahre hinweg wurde diese Utopie, die übrigens zu Anfang unter dem Titel „musikalischer Lerngenuss im Freien“ angemeldet war, zur Realität.

Angefangen mit 30 Besucher*innen (danke an euch!), waren wir bald tausende. So wurde das Sonnendeck immer häufiger auch an Tagen ohne Veranstaltungen genutzt. Bald hieß die Franz-Gschnitzer-Promenade in Innsbruck nur noch Sonnendeck.

Ein Freiraum ohne Konsumzwang, direkt am Inn. (Einer der wenigen Räume ohne Konsumzwang!) Ein Platz, nach dem sich so viele sehnen! Umso wichtiger bleibt dessen Erhaltung.

Doch zurück zu unserer Geschichte (der Ort wird in späteren Beiträgen noch thematisiert) … Mit wachsendem Erfolg der Veranstaltungsreihe Sonnendeck wuchs natürlich auch die Bürokratie: Die letzten 10 Jahre waren geprägt von Behördengängen, Arbeitskreisen, Auflagen, noch mehr Auflagen und immer weiter steigenden Kosten. Unser Konzept, eine Veranstaltung im Freien ohne Absperrung und ohne Konsumzwang, durchzuführen, wollte von Seiten der Behörden einfach nicht verstanden werden. Wir sollten Zäune errichten, das Mitbringen von Getränken einschränken. Wenn wir auf nicht umzäunte Weihnachtsmärkte hinwiesen, hieß es, das ist halt so. Getränkeverbote bei Events wie der Innsbrucker Shopping Night gibt es nicht. Warum will man das bei unserer Veranstaltung aber verbieten? Wieso ist es der Stadt kein Anliegen, dass auf der Fläche hier auch an Tagen, an welchen keine Veranstaltung stattfindet, genug Toiletten oder Mülleimer zur Verfügung stehen? Doch es gibt auch Positives zu berichten: Nach jahrelangem Betteln wurden immerhin ein paar Müllkübel installiert. Was für ein Investment in die Subkultur!

Apropos Investments:

Es wunderte uns umso mehr, dass sich die Stadtpolitik plötzlich dazu entschloss, die in die Jahre gekommene Innmauer – wir alle kennen den Stein des Anstoßes – zu sanieren. Das Sitzen auf der Mauer sollte endlich sicherer und weiterhin möglich sein. Die Sanierung erfolge auch ganz geschwind, einer 10 Jahre Sonnendeck-Feier stünde nichts im Wege, versicherten uns der Herr Bürgermeister und andere Politiker*innen.

Wir, die wir uns heute hier versammeln, wurden jedoch eines Besseren belehrt.

Die Baustelle zog sich wie durch Zufall in die kalte Jahreszeit, und mit der Errichtung der neuen Mauer samt Absperrung schafften es die Bürokratinnen und Bürokraten unseres Landes, diesen wunderbaren Ort, der durch euch zu diesem Wahrzeichen der Stadt Innsbruck geworden ist, sprichwörtlich zu verschandeln – und zu guter Letzt auch mit horrenden Kosten zu belasten. Eigentlich eine Kunst, kostete der beliebte Treffpunkt, im Gegensatz zu diversen Millionengräbern, die Stadt Innsbruck doch nahezu nichts.

Anstatt in notwendige, bisher fehlende Infrastruktur zu investieren und eine dringend notwendige WC-Anlage zu errichten, erzeugt man horrende Kosten, um uns Sonnendeck-Benutzer*innen hinter ein Gitter zu sperren. Natürlich, es geht um die Sicherheit von uns allen, nur frag ich mich, sind die Menschen auf der gegenüberliegenden Innmauer weniger schützenswert, warum braucht man auf anderen Flussmauern kein Gitter? Will man uns hier einfach weghaben?

Fragen über Fragen, die unserem Bonanza-Kollektiv das 10-jährige Sonnendeck-Jubiläum verderben. Euer großer Zuspruch, die über 10.000 Unterschriften zum Erhalt unseres Sonnendecks und die Sehnsucht nach mehr Freiraum sowie der Support der Innsbrucker Club Commission, der Tiroler Krawallmusik, der befreundeten Clubs und Kollektive sind ein riesiger Trost und motivieren uns dazu, weiterzumachen und mit euch 2024 unser Sonnendeck-Jubiläum entsprechend nachzufeiern!

Innsbruck an den Inn, Sonnendeck bleibt!

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