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Zwischen Filmdrehen und Durchdrehen

Zwischen Filmdrehen und Durchdrehen

verfasst von Marco Friedrich Trenkwalder
Beitrag vom 20.11.2023
Das Glück der Lücke (Making Of) © Marco Friedrich Trenkwalder

Anonymisierte Gespräche mit fünf Tiroler Filmschaffenden. Über Filmförderung, Filmproduktion, Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Wünsche.

Ausgangslage – aktuelle Fördersituation

Junge Filmemacher*innen haben es in Tirol nicht leicht, die nötigen Gelder aufzustellen, um ihre Filmproduktionen auch unter fairen Arbeitsbedingungen zu realisieren. Neben den kleinen Fördersummen, die von der Kulturabteilung des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck gewährt werden, gibt es nur bedingt Finanzierungsmöglichkeiten. Nur wenige Tiroler*innen wagen zudem den Schritt, beim Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) anzusuchen, wo immerhin bis zu 90.000 Euro pro Filmprojekt abzuholen wären. Ein Blick in den Kulturbericht 2022 verrät: Das Geld bleibt fast ausschließlich in Wien: Von den rund 86 Projekten (Filmherstellung), die 2022 vom BMKÖS gefördert wurden, wurden 75 in Wien oder von Wien aus produziert. Aus Tirol war kein einziges Projekt dabei. Gesamtausgaben: 2.259.920 Euro.

2019, vor Ausbruch der Pandemie, betrug das Haushaltsbudget beim Land Tirol für „Film, Video und Medienkunst“ 303.000 Euro (Kulturbericht Land Tirol 2019). Im Vergleich dazu legte das Land Salzburg, das rund 200.000 weniger Einwohner*innen als Tirol hat, sein Budget für „Film und Medien“ immerhin bei 386.000 Euro fest (vgl. Kulturbericht Land Salzburg 2019). 2022 gab das Land Tirol für „Film, Video und Medienkunst“ zwar 539.600 Euro aus, davon wurden aber 205.500 Euro per „außer- und überplanmäßige Kredite“ finanziert – Gelder, die für unterschiedliche COVID-19-Maßnahmen wie etwa Konjunkturoffensive, Digitalisierung und Neustart verwendet wurden (vgl. Kulturbericht Land Tirol 2022). Das Land Salzburg gab 2022 ebenfalls 539.600 Euro für „Film und Medien“ aus. Ein Teil davon ist auch auf einmalige Investitionen zurückzuführen.

Aus den Kulturberichten des Landes Tirol geht außerdem hervor, dass die Gelder für Filmprojekte auch in andere Städte fließen, allen voran Wien, Linz und Berlin. Das deutet darauf hin, dass Tiroler Filmschaffende eben aufgrund der unattraktiven Gesamtsituation in Tirol – nicht nur finanziell, auch ausbildungstechnisch – in andere Städte ziehen.

Wie die Budgetsituation 2024 aussehen wird, bleibt noch offen. Die Kulturabteilung des Landes Tirol signalisierte allerdings einen Sparmodus. Da es 2024 voraussichtlich weder COVID-19- noch Antiteuerungsmaßnahmen geben wird, kann man hier im Vergleich zu 2019 nicht mit großen Schritten rechnen.

Das neue österreichische Anreizmodell mag zwar seit 1. Jänner 2023 neue Perspektiven eröffnen, allerdings zielt dieses Modell auf etablierte Produktionsfirmen ab. Einzelpersonen sind nicht berechtigt, dort anzusuchen. Das Gesamtbudget muss außerdem mindestens 150.000 Euro betragen.

Das Glück der Lücke (Making Of) © Judith Salner

Prekäres Filmschaffen

Die Antwort auf die Frage, wie Filmschaffende ihre ersten Filmprojekte finanziert haben, fällt oft ähnlich aus: ohne Budget. „Und war es dann doch mal möglich, 8.000 Euro an Kulturförderung und Sponsoring aufzustellen”, berichtet ein Filmemacher, „so blieb selbst bei dieser Summe kein Honorar fürs Kernteam übrig. Sogar das Lichtequipment wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt, Kamera- und Tontechnik verbuchten wir als Eigenleistung. Lediglich An- und Abreise, Ausstattung und Kostüme könnten mit diesem Geld bezahlt werden. Ohne Sponsorengelder hätten wir außerdem die Kosten für Verpflegung selbst stemmen müssen. Diese Kosten können nämlich nicht über die Kulturförderung abgerechnet werden.” Ein anderer Filmemacher berichtet:

„Ich habe jahrelang in der Privatwirtschaft Auftragsarbeiten gemacht und weiß, wie die Tagessätze in der Branche aussehen. Will man dagegen eigene Filmprojekte umsetzen, die einem am Herzen liegen, versucht man möglichst viel alleine zu machen. Ich traue mich erst gar nicht Kolleg*innen zu fragen, ob sie für 200 Euro am Tag dabei sein möchten. Das wäre unverschämt.”

Als junger Mensch fehlt einem das nötige Know-how und ein umfassendes Netzwerk für eine professionelle Filmproduktion. Will man ein Projekt umsetzen, das nicht ausschließlich auf Selbst- und Fremdausbeutung beruht, muss man sich im ersten Schritt dem Förderwesen zuwenden. „Ich habe an der Angewandten in Wien studiert und mit praktischer Kunst- und Kulturförderung haben wir uns eigentlich nie beschäftigt”, erzählt eine Künstlerin. Dabei ist doch die Frage, ob man als Künstler*in Fördergeld bezieht, mit der Frage gleichzusetzen, ob man als Künstler*in auch von dieser Arbeit leben kann. Hier sind die Ausbildungsstätten gefordert, diesem Thema mehr Raum zu geben und die Studierenden auf ihre Zeit nach dem Studium vorzubereiten.
Die Beschäftigung mit Förderansätzen der öffentlichen Hand, das Zurechtfinden im sogenannten Förderdschungel sind allerdings Tätigkeiten, auf die junge, ambitionierte und vor Ideen sprühende Menschen nicht unbedingt Bock haben. Im Fokus steht schließlich das Kunst- bzw. Filmemachen und weniger die trockenen, bürokratischen Aspekte davon. Vielleicht hätten einige sogar Lust darauf, wissen aber nicht, dass es überhaupt die Möglichkeit von Subventionen gibt. Hier sind wiederum die Förderstellen gefordert, ihre Fördermöglichkeiten publik zu machen.

„Wenn das Land Tirol einmal im Jahr eine Info-Veranstaltung zum Thema Filmförderung machen und kommunizieren würde, welche Möglichkeiten es auch darüber hinaus gäbe, wäre das für die nachkommende Generation und alle, die sich im Förderdschungel noch nicht zurechtgefunden haben, bestimmt sehr hilfreich.“

Mit gutem Beispiel geht hier die Initiative Cinema Next – junges Kino Österreich voran, die 2022 in Wien zum „Infotag Film“ einlud, wo unterschiedliche Förderstellen eingeladen wurden, sich vorzustellen. Darüber hinaus wurden auch Themen wie Arbeitsbedingungen und Filmverwertung diskutiert. „Den Diskurs vorantreiben, mit den Fördergeber*innen im Austausch bleiben, nur so können die Förderungen an die Bedürfnisse der Filmschaffenden angepasst werden. Obwohl ich schon seit mehreren Jahren als freischaffender Filmemacher tätig bin, habe ich erst vor Kurzem erfahren, dass beim Land Tirol auch allein für die Entwicklung eines Drehbuchs Fördergeld beantragt werden kann.“ Tatsächlich ist es möglich, für unterschiedliche Entwicklungsphasen eines Filmprojekt einen Antrag zu stellen: (1) Drehbuch; (2) Stoff-, Konzept- und Projektentwicklung; (3) Filmherstellung und Postproduktion; (4) Verwertung und Verbreitung (vgl. Förderrichtlinien Film).

Widerklang der Seele (2016) © Stefan Huber

Fördermöglichkeiten

Wie sieht die Fördersituation junger Filmschaffender im Moment aus? Cinema Next hat einen Überblick zu den Fördermöglichkeiten für Einzelpersonen in den einzelnen Bundesländern bzw. auf Bundesebene erstellt, mit Informationen von Stoffentwicklung über Filmherstellung bis hin zu Verwertung und Stipendien.

In Tirol bieten darüber hinaus Ausschreibungen wie TKI open oder stadt_potenziale eine relativ gute Basisfinanzierung für kleine Filmprojekte.

Als Tiroler Nachwuchsfilmer*in mit wenig Budget kann man außerdem beim Verein kulturimpulstirol Subventionen beantragen, sofern das Projekt den Förderrichtlinien entspricht.

„Meine Filme sind meistens spartenübergreifende Mischformen, also keine Produktionen im herkömmlichen Sinn. Dadurch war es möglich, auch immer wieder mal Töpfe anzuzapfen, die über reine Filmförderung hinausgehen“, schildert eine Filmemacherin ihre unorthodoxe Finanzierungspraxis.

Viele Tiroler Filmemacher*innen zeigen sich im Übrigen enttäuscht, wenn sie von der Cine Tirol Film Commission keine Unterstützung für ihre Projekte erhalten. Die Cine Tirol Film Commission ist allerdings Teil der Tirol Werbung GmbH. Ihre Aufgabe besteht insbesondere darin, das Land Tirol zu vermarkten und internationale Filmproduktionen ins Land zu holen. Ein Umstand, der sich 2025 ändern könnte. Mehr dazu weiter unten.

Talk to me…to you_by Hui Ye © Veronika Burger, 2022

Gute Tipps aus erster Hand

Der Weg von den ersten Filmversuchen hin zu einer Professionalisierung ist ein sehr langer und nicht selten durch Momente der Verzweiflung und des Scheiterns gekennzeichnet. Im Folgenden werden ein paar Ratschläge von erfahrenen Filmemacher*innen genannt, die diesen Weg im besten Fall leichter begehbar machen. Let’s go:

    • sich beweisen müssen
      „Als junge Filmemacherin, junger Filmemacher ist es wichtig, dass man lokal anfängt und schaut, welche kleinen Fördertöpfe es vor Ort gibt.“ Das Motto think big, think pink führt am Anfang nur äußerst selten zum Erfolg. In erster Linie gehe es erstmal darum, sich in der Szene zu beweisen. „Wenn man zum Beispiel als Newcomer*in beim Österreichischen Filminstitut (ÖFI) einreicht und sich mehrere hunderttausend Euro erhofft, wird das nicht funktionieren. Man muss auch die Situation der Förderstellen verstehen: Das ÖFI verwaltet rund 20 Millionen Euro jährlich. Natürlich müssen sie voll auf Risikominimierung setzen. Das Vertrauen gegenüber Produktionsfirmen, die bereits Projekte erfolgreich umgesetzt haben, ist entsprechend höher als bei jemandem, die*der sich in der Szene noch keinen Namen gemacht hat.”

 

    • Finanzierung
      Auch bei der Finanzierung ist kreatives Denken gefragt. Will man Selbst- und Fremdausbeutung möglichst vermeiden, muss die Filmidee mit der Finanzierung in Einklang gebracht werden. Da geht es mitunter um die Frage, ob das Filmprojekt von überregionalem Interesse ist bzw. ob es auch andernorts Anknüpfungspunkte gibt und sich dadurch neue Fördermöglichkeiten – über Tirol hinaus – eröffnen. Eventuell muss die ursprüngliche Idee etwas modifiziert oder weitergedacht werden, um überregionale Förderpartner*innen von der Idee zu überzeugen und sie mit ins Boot zu holen.

 

    • Vernetzung
      Ein gutes Netzwerk erweitert Handlungsspielräume und schafft zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten – ein Beispiel eines Filmemachers: „Wir haben die Postproduktion unseres Films nach Südtirol ausgelagert und konnten dadurch Fördergeld von der IDM Film Commission Südtirol beziehen.”

 

    • das persönliche Gespräch suchen
      Ob ein Projekt gefördert wird und wie hoch die Fördersumme am Ende ausfällt, ist teilweise auch von der Beziehung abhängig, die man zu den Förderstellen herstellt. Bevor man einen Förderantrag stellt, sollte man vorab das persönliche Gespräch mit den Förderstellen suchen. „Die wollen einfach sehen, wer das ist und was es mit dem Projekt auf sich hat. Ein bloßer Antrag kann das nie vermitteln. Kaltakquise funktioniert im Verkauf ja auch nur in den wenigsten Fällen.”

 

    • nicht verzagen, Feedback einholen
      Sollte der Förderbescheid einmal negativ ausfallen, ist es ratsam, eine Begründung für diesen Entscheid bei der zuständigen Stelle einzuholen. „Beim BMKÖS habe ich da schon gute Erfahrungen gemacht. Dort bekommt man auch eine zweite Chance, das heißt, ich kann das angepasste Projekt nochmal einreichen. Diese Feedbacks sind auch für die Formulierung zukünftiger Projektideen sehr lehrreich.”

 

    • Ko-Produzent*innen suchen
      Eine Frage, die im Zusammenhang mit der Förderung des ÖFI immer wieder aufkommt, lautet: Wie kann man als junge Filmproduzentin, als junger Filmproduzent dem ÖFI beweisen, auch mit Geldsummen über 150.000 Euro verantwortungsvoll umzugehen? Die Antwort: Hier führt der Weg an erfahrenen Ko-Produzent*innen nicht vorbei. „Etablierte Senior Producer sind Grundvoraussetzung, um bei den großen Förderstellen Geld zu bekommen.” Generell ist eine Zusammenarbeit mit erfahrenen Ko-Produzent*innen sehr empfehlenswert. „Monetär gesehen mag der Share zwar am Ende nicht so gut ausfallen, aber durch die Einblicke in eine professionelle Filmproduktion konnten wir viel Neues in Erfahrung bringen. Kooperative Senior Producer fördern damit auch den Nachwuchs.”

 

  • dranbleiben
    Die Fördergelder auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene sind begrenzt und deshalb stark umkämpft; da muss nichts schöngeredet werden. „Es wird gnadenlos ausgesiebt”, so die Erfahrung eines Filmproduzenten, „durchsetzen werden sich am Ende jene mit dem größten Durchhaltevermögen, dem längsten Atem.” Deshalb darf man sich bei einem negativen Förderbescheid nicht entmutigen lassen. Die Devise im Filmgeschäft lautet: dranbleiben, weitermachen, nicht aufgeben.

Status quo – Quo vadis, Filmstandort Tirol?

„Die Anzahl der Schnitt- und Tonstudios in Tirol ist recht überschaubar. Das liegt auch daran, dass es kaum Bedarf gibt.” Bedarf gibt es aber mittlerweile, und zwar: Handlungsbedarf. Der Druck auf die Politik kommt mittlerweile von mehreren Seiten. Die Tiroler Filmszene braucht Geld, um professionelle und innovative Spiel- und Dokumentarfilme sowie Serien zu realisieren und Tirol als Filmstandort von innen heraus zu stärken.

„Konkret bräuchte es ein Förderpaket von rund 2 Mio. Euro. In diesem Budget wäre alles inkludiert: Förderung für Drehbuch, Konzept- und Stoffentwicklung, Filmherstellung, Postproduktion, Filmverwertung und Nachwuchsförderung.”

Tatsächlich finden seit ein paar Jahren Gespräche dahingehend statt. Beim letzten Vernetzungstreffen in der Filmbase Innsbruck am 9. November 2023 war man guter Dinge, dass die Gelder 2025 bereitgestellt werden. Ein finaler Beschluss liegt aber noch nicht vor.

Mehr Geld bringt mehr Bewegung ins Spiel. In Südtirol hat man das schon vor mehreren Jahren erkannt. Das attraktive Fördermodell der IDM Film Commission bewegte beispielsweise internationale Unternehmen in der Filmbranche dazu, in Südtirol einen zweiten Firmenstandort aufzubauen. Diese profitieren von den Aufträgen, Südtirol vom Wachstum der Filmwirtschaft. „Wenn es Möglichkeiten gibt, wenn Strukturen geschaffen werden, kommen Aufträge und Leute von ganz allein”, stellt ein Filmemacher fest.

Es überrascht nicht, dass viele junge Filmemacher*innen von Tirol wegziehen und sich in anderen Städten niederlassen, wo sie eine lebendigere Filmszene vorfinden und wo es bessere Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Da sind wir wieder bei den Strukturen: Wenn sie nicht vorhanden sind, geht man woanders hin. Das Crossing Europe Filmfestival in Linz erhält beispielsweise jährlich bis zu 150 neue Einreichungen von jungen Filmschaffenden aus Oberösterreich. Dort begünstigt sicherlich die Kunstuniversität den kreativen Output. Was aber hat Tirol dahingehend zu bieten?

Talk to me…to you_by Hui Ye © Veronika Burger, 2022

Einfache Sofortmaßnahmen

Abgesehen von der Forderung nach 2 Mio. Euro für die Tiroler Filmwirtschaft ließe sich aber auch an kleineren Stellschrauben drehen, die zu einer positiven Entwicklung in der lokalen Filmszene führen würden. In den Gesprächen mit den Filmschaffenden wurden folgende Punkte hervorgehoben:

    • gezielte Kurzfilmförderung
      „Der Kurzfilm ist ein schwieriges Format”, erzählt ein Filmemacher, „Verwertungsmöglichkeiten gibt‘s im Grunde nur im Rahmen von Filmfestivals, und trotz der Kürze sind die Produktionskosten bei einer professionellen Umsetzung relativ hoch.” Die IDM Film Commission Südtirol hat aus diesem Grund eine attraktive Kurzfilmförderung ins Leben gerufen – Höchstfördersumme: 30.000 Euro. Würde das Land Tirol hier nachziehen, wäre der Weg für interessante Ko-Produktionen zwischen Tirol und Südtirol geebnet. Eine gezielte Kurzfilmförderung könnte beispielsweise auch über eine Ausschreibung ähnlich der TKI open erfolgen. Damit wäre gewährleistet, dass jährlich zumindest eine Hand voll Kurzfilme unter fairen und professionellen Bedingungen in Tirol hergestellt werden könnten.

 

    • Kommunikation auf Augenhöhe
      In den Gesprächen wurde mehrfach der Wunsch nach einer transparenten Kommunikation auf Augenhöhe und konstruktiver Zusammenarbeit mit den Förderstellen geäußert. Außerdem sollten Filmschaffende Anspruch auf eine fundierte Begründung bei einer Förderabsage haben. „Die Erarbeitung eines Förderantrags nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ein konstruktives Feedback kann für die Überarbeitung oder die Weiterentwicklung des Projekts sehr hilfreich sein.“

 

    • Vielfalt fördern
      Filmemacher*innen berichten immer wieder davon, dass ihre Filmideen bei den Förderstellen auf Ablehnung stoßen. „Offenbar ist es ein österreichisches Phänomen, dass es von Filmen, die ein bestimmtes Thema behandeln, immer nur einen geben darf.” Hier entsteht der Eindruck, dass Förderstellen teilweise nach oberflächlichen Gründen suchen und bestimmte Projekte zurückweisen, ohne sich inhaltlich damit auseinandergesetzt zu haben. „Um ein Thema sichtbar zu machen, braucht es nicht nur einen Film, sondern viele.” Jeder neue Film kann neue Perspektiven eröffnen, die den Diskurs vorantreiben. „Wenn diese Produktionen nicht stattfinden können, droht dieser Diskurs zu verarmen”, so das Fazit eines Filmschaffenden.

 

    • unabhängiger Filmbeirat
      In Salzburg entscheidet bis zu einer Fördersumme von 10.000 Euro das Kulturamt über eine Filmförderung, darüber hinaus wandern die Anträge in einen unabhängigen Filmbeirat. Auch in Oberösterreich werden Anträge über 15.000 Euro von einer Filmkommission beurteilt. Eine derartige Regelung würde in Tirol zu mehr objektiven und nachvollziehbaren Entscheidungen führen.

 

    • Vermittlung
      Regelmäßige Informationsveranstaltungen zum Thema Filmförderung in Tirol, aber auch darüber hinaus, könnten die Hemmschwelle junger Menschen senken, sich mit dieser Thematik näher auseinanderzusetzen. Auch erfahrene Filmemacher*innen würden davon profitieren (Stichwort: Drehbuchförderung).

 

  • Nachwuchsförderung
    In Österreich herrscht schon seit Jahren ein Fachkräftemangel in der Filmbranche. Ohne einer gezielten Nachwuchsförderung wird man diesen Mangel nicht beheben können. So lautet auch das Urteil eines Filmemachers: „Es bräuchte auf jeden Fall ein Budget, mit dem sich der Nachwuchs ausprobieren kann. Wenn wir nochmal auf die 8.000 Euro zurückkommen: Das klingt im ersten Augenblick nach viel Geld. Ohne technische Grundausstattung, sprich Kamera, Objektive, Ton- und Lichtequipment, Schnittsystem usw. kommt man mit diesem Geld aber auch nicht weit. Zu einem angemessenen Nachwuchsbudget bräuchte es deshalb Möglichkeiten, wo junge Menschen möglichst kostengünstig technisches Equipment ausleihen können.”
    Eine Filmemacherin spricht sich für eine unkomplizierte, niederschwellige und unbürokratische Kreativförderung für junge Menschen in einer Höhe von etwa 1.000 Euro aus. „Das hätte mir bei meinen ersten Kurzfilmprojekten mit Anfang 20 sehr geholfen. Wichtig dabei wäre, dass der Aufwand, um an diese Kreativförderung zu kommen, möglichst gering sein sollte. Als Nachweis müsste am Ende zum Beispiel ein Kurzbericht mit Fotodokumentation reichen.” – Dahingehend lohnt ein Blick auf die Initiative Come On des Landes Niederösterreich – ein Fördertopf speziell für Jugendkulturen, der jährlich mit rund 500.000 Euro gefüllt wird.
    Und nicht zuletzt war in den Gesprächen immer wieder mal vom legendären 48-Stunden-Filmwettbewerb die Rede, der 2009 bis 2013 im Rahmen des filmfest rejected in Innsbruck stattgefunden hat. Hier trafen Arbeiten von Profis und Dilettant*innen aufeinander – ein abenteuerliches Format, das auch Möglichkeiten zum Austauschen und Netzwerken bot und für viele ein Sprungbrett für eine Filmkarriere war. Auch mit solchen kleinen Initiativen könnte wieder Leben in die heimische Szene gebracht werden.

Für diesen Artikel wurden fünf Tiroler Filmschaffende eingeladen, um anonymisiert über ihre persönlichen Erfahrungen in Bezug auf Filmförderung und Filmherstellung in Tirol zu sprechen. Die Tätigkeitsfelder und der Background der interviewten Personen ist sehr heterogen: Von Regie und Kamera über Schnitt und Produktion bis hin zu Videokunst sind alle Bereiche vertreten. Die einen haben bereits mehrere Filmprojekte umgesetzt, vereinzelt arbeiten sie mit Budgets im sechsstelligen Bereich. Andere wiederum stehen in Sachen Filmförderung erst ganz am Anfang.

Über den Autor
Marco Friedrich Trenkwalder ist freischaffender Filmemacher, Initiator des DIAMETRALE Filmfestivals in Innsbruck, Co-Organisator des Film Campus Innsbruck sowie Vorstandsmitglied im Theater praesent und der TKI – Tiroler Kulturinitiativen.
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